Bis das Telefon wieder klingelt

Wer wissen will, was Bundesligatrainer nach ihrer Laufbahn machen, der sollte nicht bei Guido Buchwald nachfragen. Das Gesprch knnte schnell zu Ende sein.Ich bin der falsche Ansprechpartner, sagt Guido Buchwald.

Wer wissen will, was Bun­des­li­ga­trainer nach ihrer Lauf­bahn machen, der sollte nicht bei Guido Buch­wald nach­fragen. Das Gespräch könnte schnell zu Ende sein. Ich bin der fal­sche Ansprech­partner“, sagt Guido Buch­wald.

Wer Wolf­gang Wolf anruft, um ihn zu fragen, wie er sich fühlt ohne Job, der erwischt ihn viel­leicht beim Spa­zie­ren­gehen mit dem Hund. Ich will nicht jam­mern“, sagt Wolf.

Wer sich bei Peter Neururer erkun­digt, ob er Ange­bote bekommt und vom wem, der hört nichts von Resi­gna­tion. Im Gegen­teil.

Wer Michael Front­zeck fragt, ob er arbeitslos ist, der bekommt eine schnelle Ant­wort. Ja“, sagt Michael Front­zeck.

Guido Buch­wald, Wolf­gang Wolf, Peter Neururer und Michael Front­zeck haben etwas gemeinsam, sie sind Bun­des­li­ga­trainer ohne Job. Sie warten bis das Telefon klin­gelt und ein gutes Angebot kommt. Aber was tun sie bis dahin?

Ers­tens: Zurück­schauen und Kon­junktiv bemühen

Wenn Wolf­gang Wolf zurück­blickt, dann denkt er an den 28. Oktober 2010, an seinen letzten großen Erfolg als Trainer. Unter seiner Lei­tung schmeißen die Offen­ba­cher Kickers Borussia Dort­mund aus dem DFB-Pokal. Ein ver­häng­nis­voller Sieg, sagt Wolf. Ein gefähr­li­cher Sieg.„Hätten wir nicht gegen Dort­mund gewonnen, wäre ich länger Trainer geblieben.“ Der Kon­junktiv als Sprach­modus ent­las­sener Trainer: Hätten wir das eine Spiel doch gewonnen..! Hätten sich nicht so viele ver­letzt..! Hätte ich nur neue Spieler bekommen..! Nach dem Sieg gegen Dort­mund seien die Erwar­tungen gestiegen, sagt Wolf: Offen­bach sollte in die zweite Liga auf­steigen und gegen Nürn­berg gewinnen, den nächsten Gegner im Pokal. Offen­bach stieg nicht auf. Offen­bach verlor gegen Nürn­berg. Am 26. Februar 2011 wurde Wolf­gang Wolf ent­lassen. 95% aller Trainer werden ent­lassen“, sagt Wolf. Jetzt wartet er auf einen Verein mit ver­läss­li­chen Leuten“. Egal ob erste, zweite oder dritte Liga. 

Zwei­tens: Ange­bote ablehnen und warten

Peter Neururer hat viele Ange­bote abge­lehnt in den letzten Jahren. Nigeria wollte ihn als Natio­nal­trainer. Iran wollte ihn. Ghana wollte ihn. Saudi Ara­bien wollte ihn. Warum sollte ich nach Saudi-Ara­bien?, fragte sich Neururer. Da gibt’s nur Ärger, wenn mich meine Frau besucht.“ Neururer lehnte alle Ange­bote ab. Obwohl er doch eigent­lich Zeit hat. Am 29. Oktober 2009 hatte er seinen vor­erst letzten Arbeitstag beim MSV Duis­burg, seiner letzten und 15. Sta­tion als Trainer. Seitdem hält er Vor­träge auf Chir­ur­gen­kon­gressen und bildet im Aus­land Trainer aus. Ich will prä­sent bleiben“, sagt Neururer. Aber er bleibe auch wäh­le­risch. Wenn ein Verein aus der zweiten Liga anfragt, dann müsse es ein Verein sein, der Per­spek­tiven hat auf­zu­steigen. Wenn ihn ein Club aus der Türkei haben will, dann hätte nur einer der großen Drei eine Chance: Fener­bahce, Gala­ta­saray oder Bes­iktas. Ich mache nicht alles mit“, sagt Neururer. Das ist ent­weder beson­ders prin­zi­pi­en­treu. Oder grö­ßen­wahn­sinnig. Es scheint so, als ob Neuru­rers Stolz eine der Gründe sei, warum er seit 2009 keinen neuen Job findet. Seine Stur­heit macht ihn ein­zig­artig. Auch irgendwie sym­pa­thisch.

Drit­tens: Ver­su­chen, sich abzu­lenken

Als Michael Front­zeck bei Mön­chen­glad­bach gefeuert wurde, begann er wieder mehr Fahrrad zu fahren. Er reiste mit seiner Familie nach Ame­rika, weit weg. Er flog nach Man­chester, zu seinem alten Verein Man­chester City. Er tat alles, um sich abzu­lenken. Es geht nicht“, sagt Front­zeck. Man kann sich nicht abkap­seln von diesem Geschäft.“ Hört man Front­zeck über die Anzie­hungs­kraft der Bun­des­liga spre­chen, dann kann er einem fast Leid tun; er kann sich ihr nicht ent­ziehen, auch wenn er das wollte. Er will weiter machen und lernt nun damit umzu­gehen: Na dran zu sein aber nicht mit­ten­drin. Er war als Trainer nie län­gere Zeit arbeitslos. Jetzt geht die Saison los und Michael Front­zeck steht nicht am Spiel­feld­rand, son­dern sitzt vor dem Fern­seher oder auf der Tri­büne. Eine neue, schwie­rige Erfah­rung. Gerade geht es noch ganz gut. Ich laufe nicht wie ein Tiger durch den Garten.“ Pause. Aber fragen sie mich noch mal in einem halben Jahr.“ 

Vier­tens: Im Spiel bleiben

Guido Buch­wald hat zuhause, in Wal­dorf­häs­lach bei Stutt­gart, eine Daten­bank. Er spei­chert dort Spieler, die ihm auf­fallen: Name, Alter, Größe, Posi­tion usw. Man hört nicht auf Trainer zu sein“, sagt Buch­wald, auch wenn man sein Geld gerade anders ver­dient. Guido Buch­wald ist inzwi­schen bei den Stutt­garter Kickers, seinem Hei­mat­verein. Er stellt den Kader der Kickers zusammen. Ein Schreib­tischjob. Er ver­misst die Arbeit mit den Spieler, den direkten Kon­takt am Spiel­feld. Zwei Jahre trai­nierte Buch­wald die Urawa Red Dimonds in Japan. Bei seiner ersten und letzten Trai­ner­sta­tion in Deutsch­land, bei Alle­mannia Aachen, blieb Guido Buch­wald nur fünf Monate. 2007 war das. Er konnte nicht Tritt fassen als Trainer in Deutsch­land. War er zu brav? Ein schlechter Trainer? Oder sprang er ein­fach nicht auf, als sich das Karu­sell zu drehen begann? Ich habe keinen Berater, ich bewerbe mich nir­gends, ich warte ab“, sagt Buch­wald.

Fünf­tens: Hal­tung bewahren

Als Michael Front­zeck bei Mön­chen­glad­bach ent­lassen wurde, trat er nicht nach. Im Gegen­teil. Er unter­stützte seinen Nach­folger. Lucien Favre, sei eine aus­ge­zeich­nete Wahl“, sagte Front­zeck. Er sei sich sicher, dass Glad­bach mit ihm die Klasse halte. Glad­bach hielt die Klasse und Front­zeck hatte Hal­tung bewahrt. Jetzt freut er sich darauf, dass die zweite Liga los­geht. Er will in den Sta­dien sein, Spiele beob­achten. Er will sich nicht erst dann auf der Tri­büne sehen lassen, wenn irgendwo ein Trai­ner­stuhl wackelt. Michael Front­zeck gehört zu jenen Bun­des­li­ga­trainer, die nicht ver­rückt werden, auch wenn das Geschäft immer ver­rückter wird, die ruhig bleiben, wenn die Bun­des­liga immer ner­vöser wird. Es ist ihm zu wün­schen, dass er trotzdem einen Job findet. Oder gerade des­wegen.

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