
„Wenn du diese Krankheit hast, dann hilft nicht einmal mehr beten“, sagte einmal ein ALS-Patient. „Du kannst dich nur noch zurücklehnen und auf das warten, was unweigerlich kommt.“ Nun hat es auch Fernando Ricksen ereilt. Der zwölfmalige niederländische Nationalspieler starb am Mittwochmorgen im Alter von nur 43 Jahren. An Amyotropher Lateralsklerose (kurz: ALS), einer ebenso seltenen wie unheilbaren Erkrankung des zentralen Nervensystems.
ALS greift über die Nervenbahnen die Muskeln an, führt zu Spastiken, zu schweren Lähmungen und früher oder später zum Tod. Das Siechtum dauert einige Jahre. Dann, ganz am Ende, ersticken die Patienten qualvoll, weil ihre Atemmuskulatur streikt. Das ist der klassische ALS-Verlauf. Ricksen, zu seiner Glanzzeit ein begnadeter Kicker, war bei weitem nicht der erste Profi, den dieses grausame Schicksal ereilte. Und er wird auch nicht der letzte sein, denn aktive und ehemalige Fußballer bilden offenbar eine besondere Risikogruppe.
Vor Fernando Ricksen traf es in diesem Jahrtausend u.a. den Polen Krzysztof Nowak vom VfL Wolfsburg (†2005) und den Italiener Stefano Borgonovo (†2013) vom AC Florenz. Auch der früheren Stuttgarter und Schalker Ilyas Tüfekci (59) sowie der ehemaligen Bochum- und Hertha-Profi Sergej Mandreko (48) sind an ALS erkrankt. Tüfekci, der einstige Offensiv-Wirbelwind, ist bereits vollkommen ans Bett gefesselt.
Auffällige Häufungen
Während jährlich nur etwa drei bis acht von 100.000 Menschen an ALS erkranken, sind es unter Fußballern bis zu sechsmal mehr. Das erbrachte eine viel beachtete Studie der italienischen Medizinwissenschaftler Ettore Beghi und Elisabetta Pupillo aus Mailand. Das Forscherduo untersuchte auf der Basis der Panini-Alben aus den Jahren 1959 bis 2000 die Vita von 23.875 Fußballern aus den Profiligen Serie A, B und C. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren 32 dieser Spieler an ALS erkrankt bzw. bereits gestorben. Fußballer erkranken zudem tendenziell früher an ALS als der Rest der Bevölkerung, so Beghi. Betroffen sind vor allem Verteidiger und Mittelfeldspieler, seltener Stürmer.
Und noch etwas sticht ins Auge, wenn man die Daten aus Italien sichtet: Besonders viele ALS-Patienten spielten einst für AC Florenz: neben dem oben erwähnten Borgonovo u.a. auch Armando Segato (†1973) und Fulvio Bernardini (†1984). Hinzu kommen zahlreiche weitere auffällige Todesfälle ehemaliger Fiorentina-Größen: einige durch seltene Tumorerkrankungen, andere durch rätselhafte Herz-/Kreislauferkrankungen. Zuletzt traf es 2018 den damaligen Kapitän Davide Astori, der im Schlaf an Herzversagen gestorben war – im Alter von nur 31 Jahren.
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